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12. Dez. 2024

Frascati Kriterien - Förderfähige F&E Projekte für die Forschungszulage

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Welche Projekte gelten im Rahmen der Forschungszulage als förderfähig? Welche Kriterien müssen F&E Projekte aufweisen, um förderfähig zu sein? Dies sind mitunter zwei der häufigsten Fragen, die sich unsere Kunden stellen. Hierfür bieten die sogenannten Frascati-Kriterien mehr Klarheit.

Die Frascati-Kriterien sind ein international anerkanntes Regelwerk, das von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) entwickelt wurde, um Forschung und Entwicklung (F&E) systematisch zu definieren, zu messen und zu klassifizieren. Sie wurden erstmals 1963 im sogenannten Frascati-Handbuch veröffentlicht, benannt nach einem Treffen der OECD-Experten in Frascati, Italien.

Die Kriterien wurden seither mehrfach überarbeitet, um den sich wandelnden wissenschaftlichen und technologischen Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Die jüngste Ausgabe des Frascati-Handbuchs stammt aus dem Jahr 2015 und erweitert die Definitionen um neue Forschungsfelder, wie etwa digitale Technologien oder interdisziplinäre Ansätze.

Durch die Anwendung der Frascati-Kriterien können Steuerbehörden und Gutachter effizienter prüfen, ob ein Projekt förderfähig ist. Die Kriterien bieten einen klaren Leitfaden, der sowohl Unternehmen als auch Behörden Orientierung gibt.

Die Frascati-Kriterien sind ein globales Regelwerk zur Unterscheidung zwischen Forschung und anderer Aktivitäten. Sie bieten eine Grundlage zur Klassifizierung und werden weltweit verwendet, unter anderem für statistische Erhebungen, Förderprogramme sowie steuerliche Forschungsanreize. Beispielsweise basieren Statistiken zu Forschungsausgaben oder der Innovationskraft eines Landes oft auf nationalen Standards. Organisationen wie die OECD oder Eurostat nutzen die Frascati-Kriterien, um Berichte wie das OECD Science, Technology and Industry Scoreboard zu erstellen und sichern somit internationale Vergleichbarkeit.

Zudem setzen Länder die Frascati-Kriterien ein, um ihre nationalen Innovationssysteme zu bewerten. Beispielsweise können Regierungen untersuchen, welcher Anteil des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in F&E fließt, oder das Verhältnis F&E-Aktivitäten verschiedener Industriezweige vergleichen.

Darüber hinaus liefern die Frascati-Kriterien eine Grundlage für datenbasierte politische Entscheidungen. So können sie aufzeigen, in welchen Branchen zusätzliche Investitionen erforderlich sind, oder wie effektiv bestehende Fördermaßnahmen in der Praxis sind. Neben den Evaluationsmöglichkeiten bieten die Kriterien ebenfalls Abhilfe bei der Schwerpunktsetzung: Fördermittelgeber nutzen die Frascati-Kriterien, um Schwerpunkte zu setzen. So kann beispielsweise entschieden werden, ob Grundlagenforschung (z. B. in der Physik) oder anwendungsorientierte Forschung (z. B. in der Medizintechnik) stärker subventioniert werden soll.

Die Frascati-Kriterien sind besonders relevant für die Beantragung der Forschungszulage oder vergleichbaren Förderprogrammen, da sie den Rahmen setzen, was als förderfähige F&E anerkannt wird.

Um ein ‘böses Erwachen’ bei der Antragstellung zu vermeiden und nicht erfahren zu müssen, dass eingereichte Projekte nicht förderfähig sind, werden im folgenden Abschnitt die wichtigsten Inhalte des Frascati-Regelwerks genauer erläutert.


Kerninhalte der Frascati-Kriterien


1. Welche Merkmale muss F&E aufweisen?

Nach den Frascati-Kriterien sind F&E-Aktivitäten systematische Arbeiten, die auf die Gewinnung neuen Wissens oder der Entwicklung neuer Anwendungen abzielen. F&E muss dabei fünf zentrale Kriterien erfüllen:

● Neuigkeitswert: Es wird neues Wissen oder neue Erkenntnisse generiert.

● Kreativität: Die Arbeiten sind originell und erfordern innovative Ansätze.

● Unsicherheit: Der Ausgang der Arbeiten ist ungewiss.

● Systematik: Die Forschung wird geplant und dokumentiert.

● Reproduzierbarkeit: Die Ergebnisse müssen nachvollziehbar und überprüfbar sein.


2. Welche Tätigkeiten zählen als F&E?

Die Frascati-Kriterien unterteilen Forschung & Entwicklung in die folgenden drei Kategorien:

● Grundlagenforschung: Ziel ist die Generierung von Wissen, ohne direkte praktische Anwendungen im Fokus.

● Angewandte Forschung: Hier steht die Lösung spezifischer praktischer Probleme im Vordergrund.

● Experimentelle Entwicklung: Dies umfasst Arbeiten, die auf die Entwicklung neuer Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen abzielen.


3. Was zählt NICHT als F&E-Tätigkeit?

Nicht jede Tätigkeit, die Wissen erfordert, zählt auch als F&E. Tätigkeiten wie Marktforschung, Qualitätssicherung oder die Wartung von Systemen sind ausdrücklich ausgeschlossen, da sie keinen Neuigkeitswert oder Forschungscharakter aufweisen.


Herausforderungen bei der Abgrenzung

Die Trennung von F&E und Nicht-F&E kann in der Praxis schwierig sein, insbesondere bei Tätigkeiten, die an der Schnittstelle von Innovation und Routinearbeit liegen. Beispiele dafür sind:

● Softwareentwicklung: Während die Entwicklung neuer Algorithmen oder Technologien als F&E zählt, gilt die Anpassung bestehender Software an Kundenspezifikationen als Nicht-F&E.

● Prototypenbau: Die erstmalige Entwicklung eines Prototyps kann im Rahmen von F&E förderfähig sein, die anschließende Serienproduktion jedoch nicht.

● Interne Prozessoptimierung: Die Optimierung bestehender Produktionsverfahren gilt nur dann als F&E, wenn sie mit erheblichen Unsicherheiten verbunden ist und neue Methoden hervorbringt.

Viele nationale und europäische Förderprogramme, wie etwa Horizon Europe, bewerten die Anträge auf Basis der Frascati-Kriterien. Antragsteller müssen nachweisen, dass ihre Projekte die Kriterien für F&E erfüllen, mit dem Hauptaugenmerk auf Neuigkeitswert, Kreativität und Unsicherheit.


Beispiele für Nicht-F&E-Tätigkeiten

Folgende Tätigkeiten gelten nach den Frascati-Kriterien ausdrücklich nicht als F&E, selbst wenn sie mit hochqualifizierten Expertenwissen oder fortschrittlichen Technologien verbunden sind:


1. Routine-Test- und Prüfverfahren

○ Beispiele: Qualitätskontrollen in der Produktion, standardisierte Tests an Produkten (z. B. Materialprüfungen).

○ Begründung: Solche Tätigkeiten führen nicht zu neuem Wissen oder Innovationen, sondern stellen sicher, dass bestehende Standards eingehalten werden.


2. Marktforschung und Verbraucheranalysen

○ Beispiele: Umfragen zur Kundenzufriedenheit, Analyse von Markttrends oder Verbraucherpräferenzen.

○ Begründung: Diese Tätigkeiten zielen darauf ab, die Marktbedingungen besser zu verstehen, bringen jedoch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse oder technischen Innovationen hervor.


3. Qualitätssicherung und Wartung

○ Beispiele: Kalibrierung von Maschinen, Wartung von Laborgeräten, Überwachung bestehender Produktionslinien.

○ Begründung: Hier handelt es sich um unterstützende Tätigkeiten, die bestehende Prozesse zwar aufrechterhalten, jedoch keine Weiterentwicklung oder neue Anwendungen generieren.


4. Bildungs- und Trainingsmaßnahmen

○ Beispiele: Schulungen von Mitarbeitern, Weiterbildungen zu neuen Technologien.

○ Begründung: Diese Aktivitäten haben zwar einen wissensfördernden Charakter, dienen jedoch nicht der Schaffung neuen Wissens oder neuer Anwendungen.


5. Kauf von Know-how oder Technologien

○ Beispiele: Erwerb von Patenten, Lizenzen oder bestehenden Technologien.

○ Begründung: Der Kauf selbst stellt keine F&E dar, es sei denn, die gekaufte Technologie wird weiterentwickelt oder in einer Weise verwendet, die neue Erkenntnisse oder Anwendungen schafft.


6. Technische Unterstützung und Beratung

○ Beispiele: Technische Hilfe bei der Implementierung von bestehenden Technologien oder Systemen.

○ Begründung: Solche Dienstleistungen basieren auf bestehendem Wissen und verfolgen dabei primär keine Forschungsziele.


Warum zählen diese Tätigkeiten nicht als F&E?

Damit eine Tätigkeit als F&E klassifiziert werden kann, muss sie alle fünf zentralen Kriterien der Frascati-Definition erfüllen: Neuigkeitswert, Kreativität, Unsicherheit, Systematik und Reproduzierbarkeit. Die oben genannten Beispiele erfüllen in der Regel eines oder mehrere dieser Kriterien nicht:

● Kein Neuigkeitswert: Routineaufgaben und standardisierte Prozesse führen nicht zu neuem Wissen oder technischen Fortschritten.

● Keine Kreativität: Die Tätigkeiten folgen festgelegten Verfahren und erfordern keine originellen oder innovativen Ansätze.

● Keine Unsicherheit: Der Ausgang ist vorhersehbar, da bereits etablierte Verfahren verwendet werden.

● Keine systematische Forschung: Die Tätigkeiten sind oft nicht als geplante und strukturierte Forschung angelegt.

● Keine Reproduzierbarkeit: Routine- oder Wartungsarbeiten zielen nicht darauf ab, dokumentierbare wissenschaftliche Erkenntnisse hervorzubringen.


Warum ist die Abgrenzung wichtig?


Die Definition und Förderung von F&E ist eng mit den begrenzten Ressourcen von Unternehmen, Förderprogrammen und Steuerbehörden verbunden. Eine präzise Abgrenzung dient dazu, Missbrauch und Fehlklassifikationen zu vermeiden, für den Fall, dass Routineaufgaben fälschlicherweise als Forschung deklariert werden. Des Weiteren dient eine Abgrenzung dazu, die Effektivität von Fördermitteln zu gewährleisten, indem diese ausschließlich auf innovative und forschungsintensive Projekte abzielen. Ein weiterer maßgeblicher Vorteil ist, dass eine Abgrenzung dabei hilft, einheitliche und vergleichbare statistische Daten zu erstellen, die für nationale und internationale Analysen herangezogen werden können.


Welche Bedeutung haben die Frascati-Kriterien für Unternehmen?

Die Abgrenzung von Nicht-F&E-Tätigkeiten hat direkte Auswirkungen auf Unternehmen, die eine Beantragung von Fördermitteln beabsichtigen oder von steuerliche Vorteile wie der Forschungszulage profitieren möchten:

1. Dokumentation: Unternehmen sind verpflichtet, ihre F&E-Tätigkeiten detailliert und GOBD-konform zu dokumentieren, um zu zeigen, dass diese die Frascati-Kriterien erfüllen.

2. Prüfverfahren: Fördergeber und Steuerbehörden obliegt die Prüfung, ob die beantragten Projekte förderfähige F&E umfassen oder ob Teile davon als Nicht-F&E zu klassifizieren sind.

3. Strategische Planung: Unternehmen können die Kriterien nutzen, um ihre Forschungsstrategie zu optimieren und gezielt auf förderfähige Tätigkeiten auszurichten.


Chancen und Herausforderungen bei der Anwendung

Ein maßgeblicher Vorteil der Frascati-Kriterien ist die Standardisierung: einheitliche Definitionen fördern die Vergleichbarkeit von Daten auf sowohl nationaler, als auch internationaler Ebene. Gleichermaßen bieten sie Flexibilität, da die Kriterien sich an neue wissenschaftliche und technologische Entwicklungen anpassen lassen. In Bezug auf die Entscheidungsfindung bieten die Firscati-Kriterien ebenfalls einen erheblichen Nutzen durch ihre praktische Anwendbarkeit. Die Kriterien können als klare Grundlage für Entscheidungen in Förderprogrammen und steuerlichen Anreizen herangezogen werden.

Doch jene Vorzüge bieten zum Teil gleichermaßen Fehlerquellen.

Eine Schwierigkeit hinsichtlich der Flexibilität ist zum Beispiel der Interpretationsspielraum, der sich daraus ergibt. Trotz der klaren Definitionen können die Kriterien unterschiedlich ausgelegt werden, insbesondere bei komplexen Projekten. Darüber hinaus können Grenzfälle auftreten. Einige Tätigkeiten, wie zum Beispiel Softwareentwicklung, liegen an der Schnittstelle von F&E und Routinearbeit und zeichnen sich durch Ambiguität aus. Ein weiterer Gesichtspunkt umfasst die Bürokratie: Unternehmen müssen oft umfangreiche Dokumentationen vorlegen, um die F&E-Kriterien zu erfüllen, was insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) eine Hürde sein kann.


Frascati-Kriterien und die Zukunft der Forschungspolitik

In einer zunehmend wissensbasierten Wirtschaft spielen die Frascati-Kriterien eine Schlüsselrolle. Sie fördern nicht nur die Transparenz und Vergleichbarkeit von F&E-Daten, sondern auch die effiziente Nutzung von Fördermitteln.

Mit der wachsenden Bedeutung von interdisziplinärer Forschung und disruptiven Technologien wird es jedoch notwendig sein, die Kriterien kontinuierlich weiterzuentwickeln. Bereiche wie Künstliche Intelligenz, Klimaforschung oder Biotechnologie stellen neue Anforderungen an die Definition und Bewertung von F&E.


Fazit

Die Frascati-Kriterien sind mehr als nur ein theoretisches Konzept – sie sind ein praxisnahes Werkzeug, das die Grundlage für zahlreiche Entscheidungen in Forschung und Innovation bildet. Ob bei der Vergabe von Fördergeldern, der Erstellung von Statistiken oder der Gewährung steuerlicher Anreize – ihre Bedeutung kann kaum überschätzt werden.

Für Unternehmen und Forschungseinrichtungen ist es essenziell, die Frascati-Kriterien zu kennen und anzuwenden, um von den vielfältigen Fördermöglichkeiten zu profitieren und gleichzeitig zur Weiterentwicklung von Wissenschaft und Technologie beizutragen.

Bereit für den nächsten Schritt?

Unsere Expert:innen helfen Ihnen, Ihre Förderfähigkeit zu prüfen, Ihre FuE-Dokumentation zu strukturieren und die Vorteile der Forschungszulage maximal zu nutzen.

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